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Partnerschaft und gemeinsamer Haushalt

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Themenstarter

Hallo zusammen!

Seit einem Jahr wohne ich mit meinem Partner zusammen. Seitdem kämpfen wir mit einigen Konflikten. Hier mal zwei:

Beispielsweise kann ich mir in Schränken nicht merken was wo drin ist. Deshalb mache ich gerne vom Kleiderschrank oder den Küchenschränken auf meiner Suche viele Türen und Schubladen auf und lasse sie dann auch offen stehen, um in einigen Minuten nicht wieder alles öffnen zu müssen. Wenn ich dann noch einen Einfall habe oder unter Zeitdruck stehe kommt es immer wieder vor, dass die Türen dann offen bleiben, was mein Partner überhaupt nicht abkann. Deshalb hat er Schubladen etikettiert, aber ich beachte die kleinen schwarzen Streifen nicht, meist habe ich vergessen, dass sie da sind und Schubladen öffnen geht schneller! 

Da es Streit gab wegen der Aufgaben Verteilung im Haushalt habe ich die App Nipto eingeführt, in der man Aufgaben, die zu erledigen sind eintragen kann und Punkte für die Erledigung vergeben kann, sodass spielerisch ein kleiner Wettbewerb entsteht. Das ging für wenige Tage gut, bis die Resignation bei mir kam, weil ich das Gefühl hatte mit meinem Partner nicht mithalten zu können, egal wie ich mich anstrenge! 

Meine einzige Idee für das Schranktüren Problem wären große Sticker mit Bildern 👖👚🧦 …aber vielleicht gibts da noch bessere Lösungen?

Und die Haushalts-Aufgaben Aufteilung wie kann die gelingen, ohne dass mein Partner das Gefühl hat er macht fast alles alleine und ohne dass ich denke ich komme nicht hinterher, weil Einkaufen/Kochen/Aufräumen deutlich mehr Zeit und Energie bei mir braucht?

Viele Grüße 

Juliane

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4 Antworten
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@juliane 

Zunächst erst mal herzlich Willkommen hier. Ich bin im Moment ein wenig im "Vorbereitungsstress" für unser Treffen in der kommenden Woche, sodass dein Beitrag hier etwas an mir vorbeigegangen war.

Veröffentlicht von: @juliane

Seit einem Jahr wohne ich mit meinem Partner zusammen. Seitdem kämpfen wir mit einigen Konflikten. Hier mal zwei:

"Kämpfen" ist wahrscheinlich genau die richtige Beschreibung ;-)...Allerdings ist es immer so, dass "Kämpfe" immer mit Verlusten zusammenhängt.

Veröffentlicht von: @juliane

Beispielsweise kann ich mir in Schränken nicht merken was wo drin ist. Deshalb mache ich gerne vom Kleiderschrank oder den Küchenschränken auf meiner Suche viele Türen und Schubladen auf und lasse sie dann auch offen stehen, um in einigen Minuten nicht wieder alles öffnen zu müssen. Wenn ich dann noch einen Einfall habe oder unter Zeitdruck stehe kommt es immer wieder vor, dass die Türen dann offen bleiben, was mein Partner überhaupt nicht abkann. Deshalb hat er Schubladen etikettiert, aber ich beachte die kleinen schwarzen Streifen nicht, meist habe ich vergessen, dass sie da sind und Schubladen öffnen geht schneller! 

Menschen mit ADS versuchen bei allem, irgendwie "energie-effizient" zu sein. Und da es "anstrengender sein kann, sich die Beschriftungen durchzulesen, um "kognitiv zu erfassen", was sich in Schränken und Schubladen befindet, anstatt eben durch einen schnellen Blick "visuell" das gleiche Ergebnis zu bekommen, schaltet deine Wahrnehmung an der Beschriftung vorbei, und du schaust trotzdem rein. 

Hier wäre durchaus eine Möglichkeit, Fotos vom Inhalt der Schränke und Schubladen zu machen, und das Foto außen anzubringen, so dass bei dir die gleichen Reize angesprochen werden wie beim Blick in den Schrank. 

Darüber hinaus könntet ihr euch natürlich irgendwie Mechanismen basteln, die die Schranktüren und Schubladen einfach wieder zuziehen. Du müsstest sie dann zwar jedes Mal wieder öffnen, aber dieser Kompromiss würde ja den Zoff über die ansonsten offenen Schränke und Laden beenden, sodass das ein guter Tausch sein könnte. 

 

Veröffentlicht von: @juliane

Da es Streit gab wegen der Aufgaben Verteilung im Haushalt habe ich die App Nipto eingeführt, in der man Aufgaben, die zu erledigen sind eintragen kann und Punkte für die Erledigung vergeben kann, sodass spielerisch ein kleiner Wettbewerb entsteht. Das ging für wenige Tage gut, bis die Resignation bei mir kam, weil ich das Gefühl hatte mit meinem Partner nicht mithalten zu können, egal wie ich mich anstrenge! 

Tja, da kommen dann natürlich mehrere Dinge zusammen: du kennst ja scheinbar deine Defizite, und durch die Nutzung dieser "spielerischen App" bekommst du sie auch noch "spielerisch um die Ohren gehauen". Was mit dem Plan begann, durch diesen "spielerischen Umgang" mit der Herausforderung vielleicht zu mehr Struktur und häufigerem eigenen Einsatz zu kommen, entsteht natürlich Frust, wenn der Plan nicht aufgeht, und der Partner/die Partnerin auch noch den offensichtlichen Beweis dafür bekommt, dieses "besser in Griff" zu haben. Neben dem Gefühl, nicht dagegen anzukommen, entsteht dann natürlich auch das schlechte Gewissen, weil man das ja nicht "wegmogeln" kann, was als Ergebnis rausgekommen ist. Und dazu dann noch die Ratlosigkeit, wie man es denn anders machen könnte, um da so viel einzubringen, dass in der Partnerschaft beide das Gefühl haben, einen ähnlichen Anteil zu leisten. 

ADSler:innen sind nicht gut darin, Routinen einzuhalten, sich an Pläne zu halten, Dinge zu machen, die sie anderweitig "rausbringen". Wir sind sozusagen "lustgesteuert", alles, wozu wir Bock haben, machen wir dann mit Hyperfokus und auch gut. Aber die Dinge, die uns keinen Spaß machen, uiuiui, die können wir bis zum größten Streit "übersehen, vermeiden, auslassen". Für die Partner:innen sieht es dann natürlich aus, als wären wir nur "zu faul", weil bei anderen Dingen geht es ja auch. 

Das sind tiefsitzende Dinge, die sich zum einen NICHT alle ändern lassen, weil der "Hirnstoffwechsel" da einfach physikalisch nicht mitspielt, und bei denen wir dann lernen müssen, was denn tatsächlich geht, und was nicht.

Veröffentlicht von: @juliane

Und die Haushalts-Aufgaben Aufteilung wie kann die gelingen, ohne dass mein Partner das Gefühl hat er macht fast alles alleine und ohne dass ich denke ich komme nicht hinterher, weil Einkaufen/Kochen/Aufräumen deutlich mehr Zeit und Energie bei mir braucht?

Ich denke, dasss es da kein Konzept gibt, welches sich hier in einigen wenigen Worten erklären lässt, sondern da muss im Grunde genommen die eigenen Möglichkeiten, die eigenen Fähigkeiten, die eigenen Defizite insgesamt betrachtet werden. Sollte es schon eine Diagnose ADS geben, könnte geschaut werden, was man therapeutisch und auch mit Medikamenten tun kann. Nimmt man schon Medikamente, muss geschaut werden, ob Dosis und Wirkstoff gut funktionieren, oder ob eine Umstellung Sinn machen könnte.

Gerne kannst du dich auch über unsere Webseite zu einem unserer Treffen anmelden. Gerade der Austausch mit anderen Betroffenen hilft ungemein, da es viele "Tricks und Tipps" gibt, die bei anderen schon gut funktionieren, die untereinander dann weitergegeben werden können.

Ich drücke euch auf jeden Fall die Daumen, dass ihr dabei voran kommt :-D.

LG Michael

Hilfreich:
- Lieber fertig als perfekt😎
- Scheiter heiter😆
- Wiederholung bringt den Erfolg🤗
Wichtige Basis:
- Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen 😍
- Ich gehe mit mir um wie mit meinem/meiner besten Freund/Freundin ❤️

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Themenstarter

Vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort! Erstdiagnose besteht seit 2017, seit dem bekomme ich Medikamente. Eine zweite Diagnose als Zweitmeinung bekam ich 2019 mit dem Resultat ADS „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“, meine Eltern hatten bis dahin gehofft, die erste Ärztin hätte sich getäuscht. Dementsprechend bekam ich kaum Unterstützung von der Familie. Und ableistische Erfahrungen in der Uni und im Krankenhaus führten dazu, dass ich gegen mein ADS bis heute ankämpfe und es nicht für mich annehmen kann!
Mit Ergotherapie habe ich eher schlechte Erfahrungen gemacht! Zuerst wurde 2017 meine Diagnose in einer Praxis im Erstgespräch angezweifelt, da ich ja schließlich trotz AD(H)S ein gutes Abitur bestanden habe. Da war mir klar, dass ich in dieser Praxis keine Therapie machen will wenn sie dort nur Stereotype bedienen! Und meine zweite Ergotherapeutin hatte selber aller Wahrscheinlichkeit nach ADS, jedenfalls hat sie selbst andauernd unsere Termine vergessen, Unterlagen nicht rechtzeitig bei der Krankenkasse eingereicht usw. Ich habe mich daraufhin selbst gebildet, habe Bücher, Fachartikel und Foren regelrecht verschlungen, aber eine Therapie ersetzt das natürlich nicht.

Mit der Medikation ist das so eine Sache: ich habe gelernt, dass die 7-8 Stunden am Tag sehr kostbar sind an denen ich die Wirkung habe…also muss ich abwägen, was ich in der Zeit mache. Der Unialltag und Lernen steht für mich als Studentin da an oberster Stelle! Haushaltaufgaben bekomme ich auch ohne Medikation irgendwie hin, wenn auch nicht effektiv und gründlich. Aufräumen geht allerdings gar nicht ohne Medikation…und am Straßenverkehr versuche ich zum Beispiel auch nur mit Medikation teilzunehmen egal ob Auto/Fahrrad…daher ist mein Alltag durch mein Medikament getaktet! 

Vielen Dank! Ich schaue mir gerne ein Treffen mal an! Es wird mir bestimmt gut tun mich mit anderen Menschen auszutauschen! 

Habe ich das richtig verstanden? Man muss erstmal einige Online Theorie Sitzungen besuchen bevor man zu den „internen“ Sitzungen Zugang bekommt? 
Wie läuft das genau ab? 

Vielen Dank!

Viele Grüße 

Juliane

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Themenstarter

Grundlagentreffen müssen viermal besucht werden bis Kontinuität Treffen für einen stehen? 
Und die Themen der Grundlagentreffen: kommen dann mehrere dran an einem Treffen? Oder steht jedes Treffen unter einem anderen Thema?

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Veröffentlicht von: @juliane

Vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort! Erstdiagnose besteht seit 2017, seit dem bekomme ich Medikamente. Eine zweite Diagnose als Zweitmeinung bekam ich 2019 mit dem Resultat ADS „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“, meine Eltern hatten bis dahin gehofft, die erste Ärztin hätte sich getäuscht. Dementsprechend bekam ich kaum Unterstützung von der Familie. Und ableistische Erfahrungen in der Uni und im Krankenhaus führten dazu, dass ich gegen mein ADS bis heute ankämpfe und es nicht für mich annehmen kann!

Es passiert immer wieder, dass das eigene Umfeld "wenig beiträgt oder beitragen kann". Das liegt nicht selten daran, dass ja zum Beispiel mindestens ein Elternteil selbst ADS hat, und die Familien haben irgendwie ihre "Gefüge", die nicht viel Raum lassen, "für andere was zu ändern", weil sonst die eigene Umgebung wieder "instabil" wird.

Auch, was du zum Annehmen schreibst, kennen viele Menschen mit ADS: zum einen gibt es viele Menschen, die einfach mal die Probleme von ADSlern relativieren, oder von Mode-Krankheit labern, zum anderen glaubt man selbst von sich ja auch: "Ich sehe doch aus wie alle anderen, also muss ich doch alles so können wie alle anderen." Das ist leider nicht so, aber ein geänderter Hirnstoffwechsel ist eben nicht äußerlich sichtbar. 

Das Annehmen ist aber ein wirklich wichtiger Schritt, um sich sein Leben mit ADS erleichtern zu können. Weil man sonst nicht aus der Schleife raus kommt, sich für sein "sein wie man ist" abzuurteilen, abzuwerten usw.

Veröffentlicht von: @juliane

Mit Ergotherapie habe ich eher schlechte Erfahrungen gemacht! Zuerst wurde 2017 meine Diagnose in einer Praxis im Erstgespräch angezweifelt, da ich ja schließlich trotz AD(H)S ein gutes Abitur bestanden habe. Da war mir klar, dass ich in dieser Praxis keine Therapie machen will wenn sie dort nur Stereotype bedienen! Und meine zweite Ergotherapeutin hatte selber aller Wahrscheinlichkeit nach ADS, jedenfalls hat sie selbst andauernd unsere Termine vergessen, Unterlagen nicht rechtzeitig bei der Krankenkasse eingereicht usw. Ich habe mich daraufhin selbst gebildet, habe Bücher, Fachartikel und Foren regelrecht verschlungen, aber eine Therapie ersetzt das natürlich nicht.

Mit der Medikation ist das so eine Sache: ich habe gelernt, dass die 7-8 Stunden am Tag sehr kostbar sind an denen ich die Wirkung habe…also muss ich abwägen, was ich in der Zeit mache. Der Unialltag und Lernen steht für mich als Studentin da an oberster Stelle! Haushaltaufgaben bekomme ich auch ohne Medikation irgendwie hin, wenn auch nicht effektiv und gründlich. Aufräumen geht allerdings gar nicht ohne Medikation…und am Straßenverkehr versuche ich zum Beispiel auch nur mit Medikation teilzunehmen egal ob Auto/Fahrrad…daher ist mein Alltag durch mein Medikament getaktet! 

Leider erleben wir das oft, dass Menschen mit der Diagnose ziemlich alleine gelassen werden. "Mach mal etwas Ergo, nimm deine Tabletten, und dann funktioniere"....und so händelt man das dann eben auch als Betroffene so. 

Eigenes Wissen ist eine gute Voraussetzung. Aber das ist bei ADSler:innen auch gleichzeitig immer wieder das Problem: das Wissen ersetzt nicht die Umsetzung. Und die will gelernt werden. Und es dauert auch durchaus, eingetrampelte Pfade zu verlassen, und sich neu aufzustellen. Was man sich in 20 und mehr Jahren so alles an Überlebensstrategien erarbeitet hat, stellt man nicht mal eben in 4 Wochen um. 

Du solltest dich noch mal um einen therapeutischen Ansatz bemühen, und schauen, was du da noch rausholen kannst.

Veröffentlicht von: @juliane

Vielen Dank! Ich schaue mir gerne ein Treffen mal an! Es wird mir bestimmt gut tun mich mit anderen Menschen auszutauschen! 

Habe ich das richtig verstanden? Man muss erstmal einige Online Theorie Sitzungen besuchen bevor man zu den „internen“ Sitzungen Zugang bekommt? 
Wie läuft das genau ab?

Nein, die Treffen im KCM und/oder Online sind nicht voneinander abhängig. Du kannst/darfst dich sowohl für ein Treffen im KCM als auch für ein Online-Treffen anmelden. Das gilt für die Grundlagentreffen. 

Für eine Teilnahme beim Kontinuitätstreffen war bzw. ist die Voraussetzung, mehrfach und vor allem auch regelmäßig an Grundlagentreffen teilgenommen zu haben. Allerdings ist das Kontinuitätstreffen voll, es kann dort nur jemand nachrücken, wenn von den jetzigen Teilnehmer:innen jemand komplett aussteigen würde. Das ist allerdings momentan nicht zu erwarten. 

Leider sind die Kapazitäten für die Treffen im KCM am oberen Limit ausgereizt, weshalb immer mehr Personen auch auf die Online-Treffen zurückgreifen. Und ja, sowohl im KCM als auch Online sind es mittlerweile eine ganze Menge Personen, die sehr regelmäßig wiederholt teilnehmen. 

Hier kannst du dich zum Grundlagentreffen im KCM anmelden, und hier zum Grundlagentreffen Online. Du gibst bei der Anmeldung das Thema an, welches dich interessiert. Die Gruppen werden dann nach Themen zusammengestellt, es macht ja Sinn, wenn alle mit dem gleichen Thema auch in der gleichen Gruppe sind, um darüber zu sprechen. 

LG Michael

Hilfreich:
- Lieber fertig als perfekt😎
- Scheiter heiter😆
- Wiederholung bringt den Erfolg🤗
Wichtige Basis:
- Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen 😍
- Ich gehe mit mir um wie mit meinem/meiner besten Freund/Freundin ❤️

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