ADHS ist eine der häufigsten Entwicklungsstörungen weltweit. Oft wird Ritalin verschrieben. Seit seiner Zulassung stellt sich die Frage: Ist das Medikament Fluch oder Segen?
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstehen immer mehr Wirkstoffe, die auf die Nervenzellen des Gehirns Einfluss nehmen. Dem jungen Chemiker Leandro Panizzon gelingt 1944 in einem Labor der Schweizer Firma CIBA einen neuen Wirkstoff zu synthetisieren: Methylphenidat.
Auch Panizzons Gattin versucht das Mittelchen. Sie hat den Namen Marguerite, Spitzname Rita, und nimmt es zur Verbesserung ihres Tennisspiels, weil sie sich damit besser auf ihre Aufschläge konzentrieren kann. Ihr zu Ehren nennt man das Präparat Ritalin. 1954 lässt CIBA es sich patentieren.
Ritalin kommt bei gesteigerter Ermüdbarkeit, mangelnder Konzentrationsfähigkeit, depressiver Verstimmungen, bei Antriebsarmut und bei Narkolepsie zum Einsatz. Schon in den 1930er Jahren stellt man fest, dass Amphetamin unruhige Kinder von jetzt auf gleich aufmerksamer macht, ohne sie zu sedieren. Methylphenidat ist zwar selbst kein Amphetamin, wirkt aber ähnlich.
Ritalin und andere Psychostimulanzien stellen sich in klinischen Tests als wirkungsvoll und auch langfristig sicher in der Anwendung heraus. Die Diagnose stellen erfahrene Fachärzte und approbierte Therapeuten. Denn eine Manipulation des Hirnstoffwechsels stellt trotz allem einen massiven Eingriff dar.
In diesem Zeitzeichen erzählt Jana Magdanz:
wieso Ritalin in den 1950er-Jahren bevorzugt gegen Depressionen eingesetzt wird,
welches Medikament in den 1960er-Jahren strengere Arzneimittel-Regulierungen zur Folge hat,
auf welche Botenstoffe Methylphenidat im Gehirn wirkt,
wie sich die Zahl der verschriebenen Tagesdosen Ritalin deutschlandweit entwickelt,
warum die Diagnose ADHS bis heute häufig mit einer Stigmatisierung einhergeht.
Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:
Axel Helmstädter, Pharmahistoriker und Apotheker.
Dr. Philipp Bode, Philosoph Schwerpunkt Ethik, Literatur- und Medienwissenschaftler.
PD Alexander Häge, Kinder- und Jugendpsychiater, Leitender Oberarzt Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim.
Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob? Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!
Danke Tim, das war mir nicht bekannt: Der Oktober ist ADHS AWARENESS MONTH und rückt die Themen ADHS und Neurodivergenz medial in den USA, UK und international in den Fokus…
To provide reliable information and resources to help people thrive with ADHD. Although the month of October is designated as ADHD Awareness Month, learning and sharing information about ADHD is beneficial all year long!
In keeping with our 2024 theme, Awareness is Key!, we encourage the ADHD community to increase awareness and understanding by sharing ADHD information and supports with all who could benefit.
The ADHD Awareness Month Coalition would like to thank our past and current ADHD experts and all those who have submitted their ADHD art, ADHD stories, and ADHD memesto inform and inspire.
Übersetzung:
Das Ziel des ADHD Awareness Month:
Zuverlässige Informationen und Ressourcen bereitzustellen, um Menschen mit ADHS zu helfen, erfolgreich zu sein. Obwohl der Monat Oktober als Monat des ADHS-Bewusstseins bezeichnet wird, ist das Lernen und der Austausch von Informationen über ADHS das ganze Jahr über nützlich!
Im Einklang mit unserem Motto für 2024, „Awareness is Key!“, ermutigen wir die ADHS-Gemeinschaft, das Bewusstsein und das Verständnis für ADHS zu erhöhen, indem sie Informationen und Hilfsmittel mit allen teilen, die davon profitieren könnten.
Unsere ADHS-Experten bieten eine Menge großartiger Informationen über ADHS, beantworten allgemeine Fragen, räumen mit Mythen auf und sprechen über verschiedene Aspekte des Lebens mit ADHS.
Die ADHS Awareness Month Coalition möchte unseren ehemaligen und aktuellen ADHS-Experten sowie all jenen danken, die ihre ADHS-Kunst, ADHS-Geschichten und ADHS-Memes eingereicht haben, um zu informieren und zu inspirieren.
Vorab: mit diesem Beitrag soll keine Angst geschürt werden. Es gibt Möglichkeiten, etwas gegen die verkürzte Lebenserwartung von ADHS ler:innen zu tun. Aber es ist wichtig zu wissen, dass AD(H)S eben mehr ist als “Faulheit, Charakterschwäche oder soziale Unfähigkeit”. Es ist eine unter Umständen lebensverkürzende Hirnstoffwechsel-Veränderung, für die wir uns weder schämen müssen, noch uns schuldig fühlen. Erst mal haben wir uns nicht ausgesucht, ADSler:innen zu sein, sondern wurden so geboren. Gerade wir, die wir uns immer wieder treffen, arbeiten an uns, an unserm Verhalten, an unseren Denk- und Verhaltensweisen, und das nicht immer nur, um es für uns leichter zu machen, sondern auch, um es anderen MIT UNS leichter zu machen.
Worüber wir hier reden: 11 bis 13 Jahre weniger Lebenszeit
Wusstest du, dass Menschen mit ADHS eine um 11 bis 13 Jahre verkürzte Lebenserwartung haben können? Ja, du hast richtig gelesen. Das bedeutet nicht nur ein paar Jahre weniger auf der Uhr, sondern ein ernstes Risiko, das mit der Diagnose einhergeht. Diese alarmierende Statistik stammt aus einer Studie des Forschers Russell Barkley aus dem Jahr 2018, die zeigte, dass ADHS nicht nur ein “Kindheitsproblem” ist, sondern im Erwachsenenalter erhebliche Auswirkungen haben kann (Barkley, 2018).
Die Gründe
Aber keine Panik! Bevor jetzt gleich das Kopfkino startet: Die Gründe dafür sind in der Regel nicht direkt mit dem ADHS selbst verbunden, sondern eher mit den Herausforderungen, die Menschen mit ADHS im Alltag oft haben. Dazu gehören häufiger impulsives Verhalten, erhöhtes Risiko für Unfälle, Substanzmissbrauch, Rauchen, sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Barkley, 2018). Gerade die Schwierigkeiten im Bereich der Selbstregulation können hier die entscheidende Rolle spielen.
Ein weiteres Risiko sind ungesunde Lebensgewohnheiten: Menschen mit ADHS neigen oft dazu, weniger Sport zu treiben, sich ungesünder zu ernähren und weniger Schlaf zu bekommen. All das summiert sich über die Jahre hinweg und kann zu ernsteren Gesundheitsproblemen führen. Eine große dänische Studie (Dalsgaard et al., 2015) hat bestätigt, dass das Sterblichkeitsrisiko bei ADHS signifikant höher ist – und das betrifft nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene.
Wo Schatten ist, gibt es auch Licht
Aber jetzt mal die gute Nachricht: Es ist kein Schicksal, das in Stein gemeißelt ist! Mit der richtigen Unterstützung, Behandlung und einem gesunden Lebensstil kann man sehr viel für seine Gesundheit tun. ADHS mag zwar die Lebenserwartung statistisch beeinflussen, aber das bedeutet nicht, dass wir dem hilflos ausgeliefert sind. Eine bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Gesundheit, das Entwickeln gesunder Routinen und der offene Umgang mit der Diagnose können einen riesigen Unterschied machen.
Packen wir’s an
Also, liebe ADHS-Community: Ja, es gibt Herausforderungen, aber mit dem richtigen Umgang müssen wir uns nicht von diesen Zahlen einschüchtern lassen. Packen wir’s an – wir haben schließlich noch einiges vor in diesem Leben!
Chronische Schmerzen und ADHS – auf den ersten Blick scheinen diese beiden Phänomene wenig gemeinsam zu haben. Doch eine kürzlich veröffentlichte Studie im Scandinavian Journal of Pain hat spannende Verbindungen zwischen diesen beiden Bereichen aufgezeigt. Die Forscher stellten fest, dass Menschen mit ADHS häufiger unter chronischen Schmerzen (ChP) leiden und dass muskuläre Dysregulation eine Schlüsselrolle spielt. Wenn du also sowohl mit ADHS als auch mit anhaltenden Schmerzen zu kämpfen hast, könnte es sich lohnen, diese Verbindung näher zu betrachten.
Was hat die Studie herausgefunden?
Die Studie untersuchte 121 Erwachsene mit psychiatrischen Störungen, die in eine ambulante psychiatrische Klinik überwiesen wurden. Dabei fanden die Forscher heraus, dass ADHS bei Patienten mit chronischen Schmerzen weitaus häufiger vorkommt als bei jenen ohne Schmerzen. Rund 80 % der Patienten mit chronischen Schmerzen erfüllten die diagnostischen Kriterien für ADHS, während dies nur bei 40 % der Patienten ohne chronische Schmerzen der Fall war.
Doch die Untersuchung ging noch weiter. Sie zeigte, dass chronische Schmerzen bei ADHS-Patienten nicht nur häufiger auftreten, sondern auch anders sind. Insbesondere hatten Menschen mit ADHS eine höhere Muskelspannung (muskuläre Dysregulation), was zu axialen Schmerzen führt – also Schmerzen entlang der Wirbelsäule, im Nacken, Rücken und Hüftbereich. Diese Schmerzen begannen häufig schon im frühen Erwachsenenalter oder sogar in der Jugend und waren oft weit verbreitet.
Warum treten chronische Schmerzen bei ADHS häufiger auf?
Die genauen Mechanismen, warum Menschen mit ADHS häufiger unter chronischen Schmerzen leiden, sind noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch mehrere mögliche Erklärungsansätze, die in der Studie aufgeführt werden:
Muskuläre Dysregulation: Die Studie fand heraus, dass Menschen mit ADHS häufig eine erhöhte Muskelspannung aufweisen, die als Hauptursache für ihre Schmerzen gelten könnte. Diese Muskelverspannungen treten oft in den stabilisierenden Muskeln des Körpers auf, wie den Muskeln entlang der Wirbelsäule (axial), im Nacken, Rücken, Brustbereich und in den Hüften. Durch die anhaltende Spannung in diesen Bereichen können chronische Schmerzen entstehen.
Früher Beginn und weit verbreitete Schmerzen: Ein weiteres Merkmal der Schmerzen bei ADHS-Patienten war deren frühes Auftreten. Viele berichteten, dass ihre Schmerzen schon in der Kindheit oder Jugend begannen. Darüber hinaus waren die Schmerzen oft nicht lokal begrenzt, sondern weit verbreitet im Körper. Das bedeutet, dass Betroffene nicht nur an einem spezifischen Punkt Schmerzen haben, sondern dass der Schmerz sich auf verschiedene Körperregionen ausbreitet.
Dopamindysregulation: ADHS wird oft mit einer Dysregulation des Dopaminsystems in Verbindung gebracht. Dopamin spielt nicht nur eine Rolle bei der Aufmerksamkeitsregulation und Impulskontrolle, sondern auch bei der Regulierung der Muskelaktivität und der Schmerzwahrnehmung. Eine gestörte Dopaminfunktion könnte also sowohl zu den ADHS-Symptomen als auch zu den chronischen Schmerzen beitragen.
Chronische Muskelverspannungen und Schmerzempfindlichkeit: Eine weitere Theorie besagt, dass die chronischen Muskelverspannungen, die viele Menschen mit ADHS erleben, zu einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit führen können. Diese langfristige Muskelanspannung könnte das Schmerzempfinden verstärken und so zu chronischen Beschwerden führen. Einige Studien legen nahe, dass Stimulanzien, die zur Behandlung von ADHS eingesetzt werden, diese Muskelverspannungen lindern und damit auch die Schmerzen reduzieren können.
Mögliche Zusammenhänge von ADHS / Autismus mit Ehlers-Danlos-Syndrom und Bindegewebsstörungen
Welche Auswirkungen haben diese Ergebnisse für Betroffene?
Für Menschen mit ADHS und chronischen Schmerzen sind die Erkenntnisse dieser Studie von großer Bedeutung. Sie zeigen, dass chronische Schmerzen bei ADHS nicht einfach nur zufällig auftreten, sondern Teil eines größeren Musters sein könnten. Besonders die Tatsache, dass muskuläre Dysregulation und eine erhöhte Muskelspannung eine zentrale Rolle spielen, bietet neue Ansätze für die Behandlung.
Hier sind einige konkrete Ansätze, die du in Erwägung ziehen könntest:
Physiotherapie und muskuläre Entspannung: Da die Studie zeigt, dass Muskelverspannungen eine Schlüsselrolle bei den Schmerzen spielen, könnten physiotherapeutische Maßnahmen und gezielte Entspannungsübungen eine effektive Behandlungsoption sein. Diese könnten helfen, die Muskelspannung zu reduzieren und so die Schmerzen zu lindern.
Medikamentöse Behandlung: Interessanterweise deuten einige Studien darauf hin, dass Stimulanzien, die bei ADHS eingesetzt werden, nicht nur die ADHS-Symptome verbessern, sondern auch die Schmerzempfindlichkeit und Muskelspannung verringern können. Wenn du bereits Medikamente gegen ADHS nimmst, könnte dies also auch positive Effekte auf deine Schmerzen haben. Ich s elber habe auf jeden Fall schon zahreiche positive Erfahrungen mit Psychostimulanzien bei PatientInnen mit chronischen Schmerzsyndromen machen können.
Frühe Diagnose und Prävention: Da die Schmerzen bei vielen Patienten schon in der Kindheit oder Jugend begannen, ist es wichtig, frühzeitig zu handeln. Eine frühzeitige Diagnose von ADHS und die Behandlung der muskulären Dysregulation könnte dazu beitragen, das Fortschreiten der Schmerzen zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen.
Was macht die Schmerzen bei ADHS so besonders?
Die Studie zeigt deutlich, dass die Art der Schmerzen bei ADHS-Patienten qualitativ anders ist als bei Menschen ohne ADHS. Die Schmerzen treten häufiger entlang der Wirbelsäule (axial) auf und sind oft weit verbreitet. Dies könnte darauf hinweisen, dass ADHS nicht nur eine neuropsychologische Störung ist, sondern auch tiefgreifende Auswirkungen auf den Körper hat.
Ein weiteres interessantes Ergebnis der Studie war, dass andere psychiatrische Störungen wie Angststörungen oder Persönlichkeitsstörungen keine signifikante Rolle bei der Entstehung axialer Schmerzen spielten. Das bedeutet, dass die Schmerzen in erster Linie auf die ADHS-Symptomatik zurückzuführen sind und nicht auf andere psychische Faktoren.
Fazit: Chronische Schmerzen als Teil von ADHS
Die Ergebnisse dieser Studie werfen ein neues Licht auf die Verbindung zwischen ADHS und chronischen Schmerzen. Sie zeigen, dass ADHS-Patienten nicht nur häufiger unter Schmerzen leiden, sondern dass diese Schmerzen oft auf muskuläre Dysregulation zurückzuführen sind. Dies bietet neue Ansätze für die Behandlung von Schmerzen bei ADHS-Patienten, sei es durch physiotherapeutische Maßnahmen, medikamentöse Behandlungen oder gezielte Entspannungstechniken.
Wenn du sowohl mit ADHS als auch mit chronischen Schmerzen kämpfst, lohnt es sich, diese Zusammenhänge mit deinem Arzt oder Therapeuten zu besprechen. Es könnte sein, dass du von einer gezielteren Behandlung deiner Muskelspannung und einer frühzeitigen Therapie profitieren könntest.
Berlin. ADHS wird heute oft als Nachteil gesehen. In der Steinzeit könnten Menschen mit ADHS jedoch in einer Sache besonders gut gewesen sein.
ADHS wird in der heutigen Welt meistens als Nachteil angesehen. Denn egal ob in der Schule, in der Universität oder bei der Steuererklärung: Überall müssen wir gewaltige Mengen an Informationen verarbeiten. Während die Aufmerksamkeitsspanne durch digitale Medien ohnehin schon sinkt, haben es Menschen mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) besonders schwer, sich zu konzentrieren. Doch dass ADHS im Alltagsleben ein Nachteil ist, war wohl nicht immer so.
Zu den Symptomen von ADHS gehören Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit. Und genau diese Merkmale könnten unseren Vorfahren mit ADHS einen evolutionären Vorteil verschafft haben. So sollen sie in der Steinzeit Menschen deutlich effektiver im Sammeln von Beeren gewesen sein. Das fand ein Forschungsteam der Universität Pennsylvania mithilfe einer ungewöhnlichen Methode heraus.
ADHS-Studie: Forscher ließen Probanden Videospiel spielen
Die Studie könnte eine Erklärung dafür liefern, warum ADHS als zufällige Genmutation überhaupt so häufig vorkommt, zitiert „The Guardian“ den Hauptautoren der Studie, Dr. David Barack. „Wenn diese Merkmale wirklich negativ waren, dann sollte man denken, dass sie durch die Evolution aussortiert wurden“, sagte Barack. Die Ergebnisse seien ein erster Datenpunkt, der auf Vorteile hindeute, die in bestimmten Wahlmöglichkeiten eine Rolle spielen.
Für ihre im Fachjournal „Proceedings of the Royal Society B“ veröffentlichte Studie untersuchten die Forscher Daten von 457 Erwachsenen. Zuvor hatten diese ein Online-Videospiel gespielt, in dem sie so viele Beeren wie möglich in nur acht Minuten sammeln mussten. Je länger sie an einem Busch Beeren sammelten, desto weniger Ertrag brachte ihnen der Busch.
Die Spieler hatten die Möglichkeit entweder den Busch zu wechseln, was sie eine Zeitstrafe kosten würde, oder aber bei dem selben Busch zu bleiben, um weiterzusammeln. Spieler mussten also die Kosten und den Nutzen abwägen, um möglichst viele Beeren zu sammeln. Die Leistung der Spieler verglichen die Forscher dann mit Tests, in denen sie die Probanden auf ADHS-Symptome analysierten.
ADHS: Menschen mit hoher Impulsivität sind die besseren Beerensammler – und die besseren Lerner?
Diejenigen mit ADHS-Symptomen sammelten im Durchschnitt 602 Beeren, während Testpersonen ohne ADHS-Merkmale nur 521 Beeren sammelten. Die Ergebnisse könnten laut den Forschern so gedeutet werden, dass der Anpassungsdruck in Jäger-Sammler-Gesellschaften die Entwicklung von ADHS gefördert habe. Waren doch Frühmenschen mit ADHS die besseren Beerensammler, weil ihre Impulsivität sie schneller nach anderen Ressourcen suchen ließ, so Barack.
„Menschen und andere Affen sind fortgeschrittene Sammler, aber wie wahrscheinlich jedes andere Tier tendieren wir dazu, zu lange auf einem Flecken zu bleiben und das Feld zu überernten“, zitiert ihn „New Scientist“. „Früh weiterzuziehen ist vorteilhaft, weil es das Überernten reduziert“, so Barack.
Auch heute können Menschen mit ADHS in vielen ähnlichen Belangen effizienter sein. Als Beispiel nennt Barack eine Person, die mithilfe einer Quelle beginnt, für einen Test zu lernen. Falls die allerdings nicht weiterhilft, das Thema zu verstehen, wechseln Menschen mit ADHS schneller zu einer anderen Quelle, die sie vielleicht schneller verstehen. ADHS könne also entgegen der Erwartung selbst in einem Lernkontext manchmal sogar von Vorteil sein.
ADS, ADHS oder AD(H)S?
Nachdem mir immer wieder passiert, dass ich mal das eine und mal das andere nutze, weil ich schon wieder vergessen habe, welche Variante wohl am ehesten “alle” bezeichnet, hier mal eine kurze Erläuterung dazu.
Ich werde immer wieder angesprochen: wenn kein H da ist, werde ich gefragt, warum die Hyperaktiven nicht bedacht sind, nehme ich das H dazu, sagen andere, dass sie sich darin nicht wiederfinden, weil sie nicht hyperaktiv sind.
Jede/r AD(H)Sler:in kennt die Begrifflichkeiten, und ob jemand dann mit H, ohne H oder mit der gemischten Form unterwegs ist, macht regelmäßig in der Größenordnung der Problemstellungen keinen Unterschied. Auf unseren Seiten sind dementsprechend immer beide und auch die gemischte Variante gemeint, wenn es nicht speziell um eine der Möglichkeiten geht.