Impulsivität

Impulsivität bedeutet, spontan und ohne viel Nachdenken zu handeln, oft bevor die Konsequenzen einer Handlung bedacht werden. Bei Menschen mit ADHS äußert sich dies in verschiedenen Bereichen, etwa durch unüberlegte Entscheidungen, plötzliche Gefühlsausbrüche oder Schwierigkeiten, sich selbst zu bremsen. Sie neigen dazu, schneller zu sprechen, zu handeln oder zu reagieren, ohne vorher innezuhalten.

Das kann dazu führen, dass sie häufiger in Situationen geraten, die sie später bereuen – sei es, weil sie impulsiv Geld ausgegeben, etwas Unüberlegtes gesagt oder sich in riskante Situationen gebracht haben. Gleichzeitig kann Impulsivität aber auch positive Seiten haben, wie spontane Kreativität, Enthusiasmus und den Mut, neue Dinge auszuprobieren. Es ist wichtig zu lernen, Impulsivität zu erkennen und zu steuern, um sich besser auf die Herausforderungen des Alltags einstellen zu können.

Behandlungsansätze und -methoden bei AD(H)S

Vorweg: Bei ADHS und ADS gibt es nicht “den einen Königsweg”, der alle Probleme aus dem Weg räumt. Jeder Mensch ist anders, und was heute funktioniert, kann morgen schon wieder ganz anders aussehen. Deshalb ist es wichtig, die eigenen Strategien immer wieder zu hinterfragen, anzupassen und auch mal den Mut zu haben, sie komplett über Bord zu werfen. Flexibilität und das Ausprobieren neuer Ansätze können oft mehr bringen als das sture Festhalten an einer Methode, die vielleicht nicht mehr passt

  1. Medikamentöse Therapie
    • Stimulanzien (z. B. Methylphenidat, Amphetamine): Wirken kurzfristig und verbessern Aufmerksamkeit und Impulskontrolle.
    • Nicht-Stimulanzien (z. B. Atomoxetin, Guanfacin): Eine Alternative für Menschen, bei denen Stimulanzien nicht wirken oder unerwünschte Nebenwirkungen zeigen.
  2. Verhaltenstherapie
    • Fokus auf das Erlernen von Strategien zur Selbstorganisation, Impulskontrolle und Stressbewältigung.
    • Besonders wirksam, wenn sie alltagsnahe, konkrete Hilfen bietet, z. B. Zeitmanagement, Strukturierungstechniken oder soziale Kompetenztrainings.
  3. Psychoedukation
    • Aufklärung über ADHS, um ein besseres Verständnis der eigenen Stärken und Schwächen zu entwickeln.
    • Vermittlung von Wissen über die Funktionsweise des Gehirns und die Besonderheiten von ADHS.
  4. Coaching
    • Unterstützung bei der Umsetzung von Struktur- und Organisationsstrategien im Alltag.
    • Hilft bei der Erarbeitung individueller Lösungen für Herausforderungen im Beruf, Studium oder Privatleben.
  5. Ernährung und Bewegung
    • Regelmäßige Bewegung kann Hyperaktivität und Impulsivität reduzieren.
    • Eine ausgewogene Ernährung mit Omega-3-Fettsäuren und ausreichend Proteinen kann sich positiv auf die Konzentrationsfähigkeit auswirken.
  6. Selbsthilfegruppen
    • Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen, um sich verstanden zu fühlen und praktische Tipps zu bekommen.
    • Fördert ein harmonischeres Zusammenleben und bessere Kommunikationsstrategien.
  7. Familien- und Paartherapie
    • Unterstützung für Angehörige, um ein besseres Verständnis für ADHS zu entwickeln und Konflikte zu reduzieren.
    • Fördert ein harmonischeres Zusammenleben und bessere Kommunikationsstrategien.

Die Kombination aus mehreren Ansätzen führt oft zu den besten Ergebnissen, da ADHS vielfältig ist und unterschiedliche Lebensbereiche betrifft.

Ängste bei ADHS

Viele Menschen mit ADHS erleben Ängste als ständige Begleiter im Alltag. Diese können sich in Form von intensiver Nervosität, Sorgen oder dem Gefühl, von den eigenen Gedanken überwältigt zu werden, zeigen. Oft stehen sie in direktem Zusammenhang mit den Herausforderungen, die ADHS mit sich bringt, wie z. B. das ständige Vergessen von Terminen, Schwierigkeiten bei der Organisation oder die Angst, Erwartungen nicht erfüllen zu können.

Typisch sind dabei soziale Ängste, also die Furcht vor Ablehnung oder negativer Bewertung durch andere. Viele Betroffene fühlen sich unsicher, weil sie sich “anders” oder nicht “gut genug” fühlen. Auch die sogenannte “Versagensangst” spielt eine große Rolle, da Menschen mit ADHS häufig negative Erfahrungen in Schule, Beruf oder im sozialen Umfeld gemacht haben.

Diese Ängste können sich im Laufe der Zeit verfestigen und dazu führen, dass man Situationen vermeidet, die eigentlich bewältigbar wären. Es entsteht ein Teufelskreis, in dem die Angst vor Fehlern und Misserfolgen das Selbstvertrauen weiter schwächt. Dennoch ist es wichtig zu wissen, dass Ängste bei ADHS keine Seltenheit sind und mit der richtigen Unterstützung und Strategien gut bewältigt werden können.

Depressionen

Klassische Depressionen

Depressionen sind psychische Erkrankungen, die sich durch anhaltende Gefühle von Traurigkeit, Leere, Hoffnungslosigkeit und Antriebslosigkeit äußern. Betroffene verlieren oft das Interesse an Aktivitäten, die ihnen früher Freude bereitet haben, und fühlen sich erschöpft oder kraftlos. Neben den emotionalen Symptomen können auch körperliche Beschwerden wie Schlafstörungen, Appetitlosigkeit oder Schmerzen auftreten. Depressionen sind mehr als nur eine “Phase” oder schlechte Laune – sie beeinflussen das Denken, Fühlen und Handeln und können das tägliche Leben stark beeinträchtigen. Wichtig ist, dass Depressionen gut behandelbar sind, wenn rechtzeitig Unterstützung und professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden.

Depressionen bei Menschen mit AD(H)S

Bei Menschen mit ADHS sehen Depressionen oft etwas anders aus als bei “klassischen” Depressionen. Sie sind häufig geprägt von Gefühlen der Überforderung, Frustration und starker innerer Unruhe. Anstatt nur traurig oder antriebslos zu sein, erleben Betroffene mit ADHS ihre depressive Stimmung oft als extrem wechselhaft – es kann von einem Moment zum nächsten zwischen Gereiztheit, Wut, Verzweiflung und tiefer Traurigkeit schwanken.

Typisch ist auch, dass sich der innere Druck und die ständige Anstrengung, den Alltag zu bewältigen, in der Depression verstärken. Diese Menschen fühlen sich nicht nur leer, sondern auch unfähig, sich zu entspannen, was zu einem Gefühl von ständiger Überlastung führt. Hinzu kommt häufig ein ausgeprägtes Gefühl des Versagens oder der Selbstkritik, da sie ihre ADHS-bedingten Schwierigkeiten als persönliches Scheitern wahrnehmen.

Anders als bei “klassischen” Depressionen kann auch das Bedürfnis nach ständiger Ablenkung auftreten, etwa durch Medienkonsum, Tagträumen oder impulsive Aktivitäten, um den emotionalen Schmerz zu unterdrücken. Oft zeigt sich die Depression bei ADHS eher in Form von Reizbarkeit, plötzlichen Stimmungsschwankungen und dem Gefühl, im eigenen Leben festzustecken.

ADHS mit und ohne H

ADHS(Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung)

ADHS ist eine neurobiologische Entwicklungsstörung, die sich durch Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität auszeichnet. Die Symptome können sich unterschiedlich stark zeigen und variieren je nach Person und Situation. Betroffene haben oft Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, sind leicht ablenkbar, handeln impulsiv oder sind übermäßig aktiv. ADHS betrifft Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen und kann sich auf verschiedene Lebensbereiche wie Schule, Beruf und soziale Beziehungen auswirken. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Unterstützung können helfen, den Alltag besser zu bewältigen.

ADS(Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom)

Hierbei handelt es sich um eine Variante von ADHS, bei der vor allem die Unaufmerksamkeit im Vordergrund steht, während Hyperaktivität und Impulsivität weniger stark ausgeprägt sind oder fehlen. Betroffene wirken oft ruhig, träumerisch oder zurückgezogen. Die Konzentrationsschwäche und Zerstreutheit können im Alltag, in der Schule oder im Beruf zu Problemen führen, werden jedoch manchmal erst spät erkannt, da die Symptome weniger offensichtlich sind.

Komorbiditäten

Komorbiditäten sind zusätzliche Erkrankungen oder Störungen, die neben einer Hauptdiagnose gleichzeitig auftreten. Bei ADHS sind das häufig Begleiterkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Schlafprobleme oder auch Suchterkrankungen. Diese können die Symptome der ADHS verstärken und den Alltag zusätzlich erschweren. Das Wissen um Komorbiditäten ist wichtig, um eine umfassende und individuelle Behandlung zu ermöglichen, da oft nicht nur die ADHS, sondern auch die Begleiterkrankungen berücksichtigt werden müssen.