Kurze Erklärungen, die ADHS&ADS verständlich machen

Exekutive Dysfunktion fühlt sich an, als würde man versuchen, seine Hand auf einen heißen Herd zu legen. Egal, wie sehr man sich dazu zwingt, das Gehirn weigert sich.


Wie der Versuch, zwei ultrastarke Magnete mit der gleichen Polarität zusammenzudrücken. Und wenn man stärker drückt, erschöpft man sich nur schneller und sie werden sich niemals berühren. Medikamente sind wie der Austausch dieser starken Magnete gegen billige Kühlschrankmagnete. Sie wollen immer noch nicht von Natur aus zusammenkommen, aber der Widerstand dagegen ist erreichbar.


Die Bedienung eines ADHS-Gehirns ist wie das Fahren eines Sportwagens, der nur Vollgas oder Leerlauf geben kann und dessen Getriebe kaputt ist. Außerdem funktionieren Rechtsabbieger nur, wenn ein Unfall droht und das Navigationssystem auf Spanisch ist. Auf langen Geraden könnte man jeden überholen, muss aber durch eine belebte Innenstadt fahren. Andere Autofahrer hupen dich ständig an und sind sichtlich genervt von deinem Fahrstil.


Es ist, als würde man sein ganzes Leben mit einer schmutzigen Brille verbringen. An manchen Tagen ist es nur ein lästiger Fleck mitten in Ihrem Sichtfeld, an anderen Tagen sind sie so schmutzig, dass man sich nur auf die Couch setzen kann.

Man kann lernen, damit umzugehen, dass sie schmutzig sind. Man kann die Augen zusammenkneifen, Dinge näher ans Gesicht halten, sich einen größeren Monitor zulegen, sich mehr auf die Ohren verlassen oder sich einfach helleren und lebendigeren Bildern aussetzen. Doch oft sind diese Bewältigungsstrategien anstrengend, frustrierend und langwierig. Sie können sogar zu chronischer Migräne führen.

Medikamente (für diejenigen, bei denen sie wirken) sind wie das Reinigen der Brille. Es beseitigt das Hindernis für eine klare Sicht. Einige der Bewältigungsstrategien, die man gelernt hat, während die Brille schmutzig war, könnten immer noch nützlich sein, andere (insbesondere diejenigen, die Migräne verursachen) können jedoch endlich aufgegeben werden. Und das Gefühl der Erleichterung ist unglaublich.


Du fährst spät in der Nacht während eines heftigen Gewitters eine unbekannte Straße entlang! Du hast keine Ahnung, wohin du willst, aber du kannst nicht aufhören zu fahren. Du versuchst ständig, die Straßenschilder zu lesen, aber die Sicht ist schlecht. Und während das alles vor sich geht, sitzt ein Beifahrer mit einer Schrotflinte da und vögelt ständig mit den Radiosendern!!! Top 40, Hip-Hop, konservatives Talkradio, Sportgespräche, religiöse Gespräche, Heavy Metal, klassischer Rock, Old-School-Jams, zurück zu Sport, nationale Wetterstation, öffentlich zugängliche Station, ein Prairie-Hausbegleiter, Reggae, Salsa, religiöser Reden Sie, es ist Britney, Schlampe!, Wer hat den Hund rausgelassen?, 0800-Kars4Kids, Leiden Sie oder jemand, den Sie lieben, an Mesotheliom?…und so weiter und so weiter!!!!!!


Unser Gehirn funktioniert wie ein Ferrari-Motor mit Fahrradbremsen


Ich habe das Gefühl, dass meine Gedanken/Aufgaben wie ein Eimer voller Kaulquappen sind und ich versuche, hineinzugreifen und die richtige herauszuholen.


Mein Gehirn fühlt sich an, als würden in jedem Moment zwei Affen um eine Banane streiten. Wenn ich Adderall nehme, ist es, als gäbe es nur einen Affen und eine Banane (es ist ruhig).

Leute mit ADHS verstehen sofort, was ich meine, während meine neurotypischen Freunde sagen: „Das ergibt keinen Sinn. Was stellen die Banane und die Affen dar?“


Quellen: https://www.reddit.com/r/ADHD/comments/un62oy/whats_your_favorite_metaphor_used_to_describe/?tl=de
https://www.reddit.com/r/ADHD/comments/rg0vmw/what_metaphor_do_you_use_to_describe_your_adhd_to/?tl=de

Zum Beispiel mit Politessen

Wie erklärt man sich, dass man es einfach nicht aus den negativen Gedankenschleifen rausschafft? Wie werden wir die ewig gleichen oder sehr ähnlichen Muster los, die uns immer wieder auf unsere Defizite und Misserfolge, unsere Fehler und Macken, unsere sozialen Inkompetenzen stoßen?

Zum Beispiel mit Politessen 😉

“Wie soll das denn gehen?” ist wahrscheinlich jetzt die erste Frage, die sofort da war.

Indem wir uns mal ihren Alltag anschauen.

Politessen haben Aufgaben. Eine ist, beim Laufen durch die Straßen falsch parkende Autos zu entdecken und diesen dann Strafzettel anzupappen. Das machen Politesse sehr häufig, und sehr gewissenhaft, wie der/die eine oder andere Autofahrer:in mit Sicherheit weiß, weil er oder sie schon mal für Falsch-Parken gezahlt hat.

Im Rahmen ihrer Aufgaben trainieren Politessen ihr “Falsch-Parker-Adlerauge”. Wenn sie zu Beginn vielleicht noch oft dran vorbei schauen, perfektioniert sich im Laufe der Zeit die Fähigkeit, gar nicht lange schauen zu müssen, sondern die Falschparker beim flüchtigen Blick die Straße entlang auszumachen, um sich so die Sucherei zu ersparen. Sie werden darin Vollprofis.

Wenn nun eine Politesse in ihren wohlverdienten Urlaub geht, kann sie diesen an den schönsten Orten der Welt verbringen, in den tollsten Hotels, mit dem besten Service. Sobald sie ihre Unterkunft verlässt und die Straßen ihres Urlaubsortes entlang läuft, fällt mit Sicherheit ein Teil ihrer möglichen schönen Eindrücke der Tatsache zum Opfer, dass sie auch an diesen Orten ohne viel eigenes Dazutun eines immer im Blick hat: die falsch parkenden Autos. Sie ist darauf so trainiert, dass ihr diese Fahrzeuge instant auffallen und sie sie registriert. Und da das normalerweise ja ihr “täglich Brot” ist, passiert das nicht selten noch vor der Wahrnehmung schönerer Gegebenheiten.

So, und nun zu uns ADSler:innen. Wir haben solche Politessen im Kopf. Mitarbeiter:innen, die den ganzen Tag nichts anderes machen, als unsere Scheitereien, unsere Schwächen, unsere Unfähigkeiten zu registrieren und zu speichern. Die Politesse bekommt haargenau mit, wenn wir unsicher reagieren, was falsches oder dummes sagen, eine komische Bewegung machen, tollpatschig sind oder anderweitig wieder unsere negativen Seiten zeigen.

Wir haben unsere Politesse genau darauf perfekt geschult. Sie kann uns quasi im Schlaf vorbeten, wann und wo wir wieder selbst unsere Defizite nach außen offensichtlich gemacht haben. Und da sie NUR DAS kann, nimmt sie natürlich überhaupt nichts Positives wahr, was wir zwar ohne Wenn und Aber auch erleben, aber dadurch gar nicht merken. Und je länger unsere Politesse mit uns unterwegs ist, umso besser und kleinteiliger wird sie beim Ausführen ihrer Aufgabe, und umso mehr haben wir das Gefühl, überhaupt nichts mehr zu schaffen, keine positiven Erlebnisse mehr zu haben, und einfach alles zu verkacken.

Um nun diese Fähigkeiten gewinnbringend nutzen zu können, braucht es Zeit. Man muss der eigenen Politesse eine andere Aufgabe geben, und das muss man langsam machen. Wenn man erwartet, dass sie von jetzt auf sofort einfach mal was anderes macht, nein, sie pocht erst mal auf ihren mit uns geschlossenen Arbeitsvertrag. Deshalb ist es wichtig, sie in ganz kleinen Schritten in ihre neue Aufgabe einzuführen, indem man die Erwartung an sie wirklich klein hält.

Es ist durchaus eine sehr gute Übung, sich erstmal für einige Woche vorzunehmen, dass die Politesse Abends nur ein bis zwei positive Ereignisse in Erinnerung rufen können soll. Und ja, auch wichtig ist die Definition von “positiven Ereignissen”. Es ist nicht der eine, große Sechser im Lotto, der das Glück bringt. Zum einen stehen die Chancen dazu gar nicht mal so gut, und zum anderen gibt es mehr als genug Lotto-Millionäre, die alles sind, aber nicht unbedingt glücklich. Aber der Geruch beim Öffnen eines neuen Pakets Kaffee, eine freundliche Geste beim Bäcker oder auch eine Begegnung mit einem Schmetterling können zu den vielen kleinen Glücksmomenten gehören, die in Summe einen ziemlich schönen Tag ausmachen, wenn wir sie wahrnehmen (können).

Und nach und nach steigert man dann die Herausforderung für die Politesse. 3 schöne Erlebnisse, 5, 8, 12 usw. Und irgendwann ist es so, dass man das gar nicht mehr zahlenmäßig vorgeben muss, und dann fließen die positiven Erlebnisse und überholen die negativen. Dann ist man dort angekommen, wo das Ziel liegt: jeden Tag feststellen, dass das Leben immer mehr glückliche Momente bietet als unglückliche. Man muss das nur merken.