ADHS und ADS sind längst keine “Jungskrankheit” mehr, aber die Unterschiede zwischen Männern und Frauen bleiben oft im Verborgenen. Während Männer mit ADHS oft durch impulsives und hyperaktives Verhalten auffallen, zeigen Frauen ihre Symptome eher auf subtile Weise – oft mit weniger offensichtlicher Hyperaktivität und stattdessen mehr innerer Unruhe. Dadurch wird ADHS bei Frauen häufig übersehen oder später diagnostiziert. Der Artikel beleuchtet, warum Frauen tendenziell häufiger mit ADS zu kämpfen haben, während Männer oft die “klassischen” ADHS-Symptome zeigen. Es geht um den Einfluss der Hormone, die Herausforderungen in verschiedenen Lebensphasen und warum Frauen mit ADHS oftmals als “unorganisierte Träumerinnen” wahrgenommen werden, während Männer eher als “hyperaktive Chaoten” durchgehen. Bereit? Dann tauchen wir ein!
1. Ein erster Blick: Unterschiedliche Erscheinungsbilder
Bei Männern ist ADHS in der Regel ein Spektakel. Ob in der Schule, am Arbeitsplatz oder in sozialen Situationen – die Jungs sind oft laut, impulsiv und ständig in Bewegung. Man könnte sagen, sie haben eine innere “Rennmaschine”, die nie aufhört zu laufen. Sie reden viel, fallen anderen ins Wort, machen Späße, die nicht immer angebracht sind, und sind die Meister des spontanen Handelns. Ein männliches ADHS-Exemplar ist oft unübersehbar.
Frauen hingegen haben den Ruf, sich besser anpassen zu können. Während die ADHS-Frauen unter uns innerlich auf Hochtouren laufen, gelingt es ihnen meist, äußerlich “ruhig” zu wirken. Statt Unruhe nach außen zu zeigen, erleben sie häufig eine Art “interne Hyperaktivität” – ihr Kopf arbeitet ständig, Gedanken fliegen hin und her, aber nach außen wirken sie oft unaufmerksam, zerstreut oder einfach ein bisschen verpeilt. ADS (ohne die Hyperaktivitätskomponente) ist bei Frauen daher häufiger, was auch dazu führt, dass sie oft als “Träumerinnen” abgestempelt werden.
2. Diagnoseprobleme: Wer darf sich melden?
Das Thema Diagnose ist bei ADHS ohnehin schon kompliziert, aber bei Frauen nochmal eine Nummer trickreicher. Viele Frauen mit ADHS/ADS werden oft erst in ihren 30ern oder 40ern diagnostiziert, nachdem sie jahrelang mit Selbstzweifeln und Gefühlen der Überforderung gekämpft haben. Warum? Weil ihr Verhalten nicht dem “klassischen” ADHS-Klischee entspricht. Wenn ein Junge nicht stillsitzen kann, fällt das auf. Wenn ein Mädchen in Gedanken versinkt, wird es oft als „in sich gekehrt“ oder „schüchtern“ wahrgenommen.
3. Die Rolle der Hormone: Von Östrogen und Testosteron
Hormone beeinflussen das ADHS-Geschehen erheblich, besonders bei Frauen. Während die Symptome bei Männern eher stabil bleiben, können sie bei Frauen durch hormonelle Veränderungen (Pubertät, Menstruation, Schwangerschaft, Wechseljahre) stark schwanken. Östrogen, das Glücks- und Wohlfühlhormon, beeinflusst die Verfügbarkeit von Dopamin, dem “Motivations- und Belohnungsbotenstoff”, und das kann bei Frauen mit ADHS entscheidend sein. Je weniger Östrogen, desto weniger Dopamin – und damit stärker ausgeprägte ADHS-Symptome. Männer haben es hier etwas einfacher: Ihr Testosteron-Level bleibt über die Jahre relativ stabil, und damit auch ihr ADHS-Verhalten.
4. Beruf und Alltag: Vom Organisieren und Überleben
Männer mit ADHS neigen dazu, sich in Berufen zu verlieren, die viel Abwechslung und Action bieten. Sie brauchen ständig neue Reize, Herausforderungen und Aufgaben. Routine ist ihr Feind, und sie können schnell gelangweilt sein, was dazu führt, dass sie oft den Job wechseln oder in Führungspositionen landen, wo sie ihre “hyperaktive Energie” in etwas Produktives lenken können.
Frauen mit ADHS kämpfen eher mit dem Spagat zwischen Job, Familie und den täglichen Pflichten. Während Männer sich oft in ihre Arbeit stürzen, erleben Frauen mit ADHS häufig, dass sie in den Bereichen des Alltags und der Selbstorganisation an ihre Grenzen stoßen. Der Berg aus Wäsche, unbeantwortete E-Mails, verlegte Schlüssel – all das kann bei ihnen zu einem Gefühl des „Nicht-Genügens“ führen. Da sie jedoch sozial oft besser angepasst sind, verbirgt sich ihr inneres Chaos oft hinter einem „perfekt organisierten“ Äußeren.
5. Beziehungen und Kommunikation: Zwischen Drama und Verständnis
In Beziehungen zeigt sich ADHS bei Männern oft durch impulsive, manchmal sogar aggressive Kommunikation. Sie reden viel, oft zu viel, und neigen dazu, ihre Gedanken direkt auszusprechen, ohne vorher nachzudenken. Das führt nicht selten zu Missverständnissen und Konflikten.
Frauen hingegen neigen dazu, ihre Impulse zu unterdrücken und sich zurückzunehmen, was dazu führt, dass sie ihre Bedürfnisse oft nicht klar kommunizieren. Sie sind eher geneigt, sich selbst die Schuld zu geben, wenn etwas schiefgeht, und suchen die Gründe für Konflikte bei sich selbst. Das kann dazu führen, dass sie sich in Beziehungen oft missverstanden oder unsichtbar fühlen.
6. Selbstwertgefühl und psychische Gesundheit: Die versteckten Folgen
Männer mit ADHS wirken nach außen oft selbstbewusst, haben aber innerlich mit starken Selbstzweifeln zu kämpfen. Sie wissen, dass sie anders sind, versuchen aber, das durch Prahlerei oder impulsives Verhalten zu kompensieren. Depressionen und Ängste sind keine Seltenheit, aber sie werden oft ignoriert oder nicht als solche erkannt.
Frauen leiden oft stärker unter ihrem „anders sein“. Sie sind kritischer mit sich selbst, und da ihre ADHS-Symptome oft weniger offensichtlich sind, führt das zu einem ständigen Gefühl des „Nicht-genügens“ oder der „Schwäche“. Burnout, Angststörungen und Depressionen sind bei Frauen mit ADHS daher leider häufig Begleiter.
7. Umgang und Strategien: Was hilft wem?
Männer profitieren oft von sportlicher Betätigung und Aktivitäten, die viel Abwechslung bieten. Sie sollten versuchen, Strukturen zu schaffen und Routine zuzulassen – auch wenn es schwerfällt. Die Nutzung von Tools wie Apps und Erinnerungen kann helfen, den Alltag zu organisieren.
Frauen mit ADHS sollten sich erlauben, Hilfe anzunehmen und weniger perfekt sein zu wollen. Strukturen, die ihnen helfen, den Überblick zu behalten, sind wichtig, aber genauso wichtig ist es, sich Pausen zu gönnen und auf sich selbst zu achten. Selbsthilfegruppen können hier einen enormen Mehrwert bieten – das Gefühl, nicht allein zu sein, wirkt oft Wunder.
Fazit: ADHS und ADS sind nicht nur “Männerkrankheiten”, sondern betreffen beide Geschlechter – jedoch auf unterschiedliche Weise. Während Männer oft mit der sichtbaren Hyperaktivität kämpfen, erleben Frauen ihre eigene, oft übersehene Form von ADHS. Das Verstehen dieser Unterschiede ist der Schlüssel, um beide Geschlechter bestmöglich zu unterstützen. Denn am Ende des Tages sind sowohl Männer als auch Frauen mit ADHS vor allem eines: Einzigartig chaotisch!
Anmerkung von Michael: Ich habe diesen Beitrag so verfasst, wie ich ihn für eine passende Darstellung der Unterschiede zwischen Männern und Frauen mit ADS/ADHS halte. Allerdings ist mir bewusst, dass Erfahrungen sehr individuell sind. Deshalb bin ich offen für Anmerkungen und Änderungswünsche von Leserinnen, falls bestimmte Aspekte anders erlebt werden oder nicht zutreffen.
Eure Perspektiven sind willkommen!