ADS und ADHS: Was steckt dahinter?



ADHS und ADS sind neurologische Entwicklungsstörungen, die das Leben vieler Menschen beeinflussen – ob mit Hyperaktivität oder ohne. Betroffene zeigen Symptome wie Unaufmerksamkeit, Impulsivität und bei ADHS auch Hyperaktivität. Die Ursachen sind vielfältig, die Diagnose oft komplex, doch es gibt bewährte Therapieansätze. Mit der richtigen Unterstützung und einem Blick auf die oft unterschätzten Stärken kann ein erfülltes Leben gelingen.

Stichpunkte (Zusammenfassung):

  • Definition: ADHS ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die in zwei Varianten auftritt: mit Hyperaktivität (ADHS) und ohne (ADS).
  • Symptome von ADHS: Unaufmerksamkeit, Impulsivität, Hyperaktivität – der “Zappelphilipp” unter den Störungen.
  • Symptome von ADS: Vor allem Unaufmerksamkeit und Vergesslichkeit, ohne die typische Hyperaktivität.
  • Erwachsene mit ADHS: Chaotischer Alltag, Probleme mit Organisation, häufige Gedankensprünge.
  • Ursachen: Genetik spielt eine Hauptrolle, aber auch Umweltfaktoren beeinflussen die Ausprägung.
  • Diagnose: Wird meist im Kindesalter gestellt, aber bei Erwachsenen ist sie oft schwieriger.
  • Therapieansätze: Medikamente, Verhaltenstherapie und Selbsthilfegruppen bieten Hilfestellung.
  • Stärken von ADHS/ADS: Kreativität, Energie, Hyperfokus – die positiven Seiten der Diagnose.
  • Stigmatisierung: Noch immer werden Betroffene oft missverstanden und als „faul“ abgestempelt.
  • Leben mit ADHS/ADS: Verständnis, Geduld und gute Struktur sind der Schlüssel zu einem erfüllten Alltag.
Details

1. Was ist ADHS überhaupt? ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Es handelt sich um eine neurologische Entwicklungsstörung, die schon im Kindesalter beginnt. Das Ganze ist aber nicht einfach nur “Zappeligkeit” – es ist viel mehr als das. Neben der klassischen ADHS gibt es auch ADS (ohne Hyperaktivität). Während ADHS als „Zappelphilipp-Syndrom“ bekannt ist, ist ADS eher der „Hans-Guck-in-die-Luft“, der gerne mal in seinen Tagträumen versinkt.

2. Symptome bei ADHS – der Zappelphilipp in Aktion ADHS zeigt sich vor allem durch drei Hauptsymptome: Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Man stellt sich jemanden vor, der von einem Gedanken zum nächsten springt, am liebsten gleichzeitig drei Dinge tun will und dabei noch ein Gespräch mit zwei Personen führt. Ja, chaotisch, aber in gewisser Weise auch bewundernswert! Impulsivität kann aber auch dazu führen, dass man schneller redet, als man denkt – was nicht immer gut ankommt.

3. ADS – der etwas stillere Bruder Bei ADS fehlt die Hyperaktivität. Hier sind es vor allem Unaufmerksamkeit, Vergesslichkeit und langsame Informationsverarbeitung, die dominieren. Diese Personen wirken oft verträumt und verplant, haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, und verlieren schnell den Faden. Sie sind keineswegs faul oder desinteressiert, sie sind einfach nur anders verdrahtet.

4. ADHS im Erwachsenenalter – kein Phänomen nur für Kinder Auch wenn man dachte, ADHS sei nur eine Kinderkrankheit, nein, es begleitet einen oft bis ins Erwachsenenalter. Hier zeigt sich ADHS dann in einem unorganisierten Alltag, Schwierigkeiten bei der Arbeit, chaotischen Beziehungen und ständigen Gedankensprüngen. Bei Erwachsenen wird die Diagnose allerdings oft übersehen, weil man ja „eigentlich alt genug ist, um sich zusammenzureißen“.

5. Die Ursachen – Warum gibt es ADHS überhaupt? ADHS ist eine Mischung aus Genetik und Umweltfaktoren. Es gibt keine einzelne Ursache, die man klar benennen kann, aber Studien zeigen, dass es in den Genen liegt. Auch Faktoren wie Stress während der Schwangerschaft oder ein niedriges Geburtsgewicht können eine Rolle spielen.

6. Wie wird ADHS diagnostiziert? Die Diagnose ist komplex und umfasst ausführliche Gespräche, Fragebögen und Beobachtungen. Bei Kindern fällt es oft eher auf, weil sie in der Schule nicht still sitzen können oder nicht zuhören. Bei Erwachsenen ist es schwieriger, da sie gelernt haben, die Symptome zu kompensieren oder zu verstecken.

7. Behandlungsmöglichkeiten – was hilft wirklich? Medikamente wie Methylphenidat (z.B. Ritalin) oder Amphetamine helfen vielen Betroffenen, sich zu fokussieren. Aber Medikamente sind nicht alles. Verhaltenstherapie, Coaching und Selbsthilfegruppen, in denen man sich austauschen kann, bieten eine wertvolle Unterstützung im Alltag.

8. Die positiven Seiten von ADHS/ADS – ja, die gibt es! Wer ADHS oder ADS hat, ist oft unglaublich kreativ, energiegeladen und kann sich in bestimmten Aufgaben regelrecht „verbeißen“ – der sogenannte Hyperfokus. Viele Menschen mit ADHS sind leidenschaftliche Denker und haben einen einzigartigen Blick auf die Welt. Das Problem ist nicht immer die Störung an sich, sondern dass sie in einer „normalen“ Welt oft nicht verstanden wird.

9. Vorurteile und Stigmatisierung – das unsichtbare Hindernis Trotz steigender Bekanntheit gibt es immer noch viele Vorurteile gegenüber ADHS und ADS. Die Betroffenen werden oft als „faul“, „unmotiviert“ oder „unfähig“ abgestempelt. Das schmerzt, denn niemand sucht sich diese Herausforderung aus. Verständnis und Empathie wären oft schon ein großer Schritt in die richtige Richtung.

10. Leben mit ADHS/ADS – ein Balanceakt Wer ADHS oder ADS hat, braucht vor allem eines: Struktur. Ein gut organisierter Alltag, klare Abläufe und verständnisvolle Menschen um einen herum sind Gold wert. Wichtig ist, sich selbst kennenzulernen, die eigenen Stärken zu erkennen und diese zu nutzen. ADHS ist keine Krankheit, die man „heilen“ muss – es ist eine Art, die Welt auf eine andere, oft sehr spannende Weise zu erleben.

ADS/ADHS bei Männern und Frauen: Wo liegen die Unterschiede?

ADHS und ADS sind längst keine “Jungskrankheit” mehr, aber die Unterschiede zwischen Männern und Frauen bleiben oft im Verborgenen. Während Männer mit ADHS oft durch impulsives und hyperaktives Verhalten auffallen, zeigen Frauen ihre Symptome eher auf subtile Weise – oft mit weniger offensichtlicher Hyperaktivität und stattdessen mehr innerer Unruhe. Dadurch wird ADHS bei Frauen häufig übersehen oder später diagnostiziert. Der Artikel beleuchtet, warum Frauen tendenziell häufiger mit ADS zu kämpfen haben, während Männer oft die “klassischen” ADHS-Symptome zeigen. Es geht um den Einfluss der Hormone, die Herausforderungen in verschiedenen Lebensphasen und warum Frauen mit ADHS oftmals als “unorganisierte Träumerinnen” wahrgenommen werden, während Männer eher als “hyperaktive Chaoten” durchgehen. Bereit? Dann tauchen wir ein!

1. Ein erster Blick: Unterschiedliche Erscheinungsbilder

Bei Männern ist ADHS in der Regel ein Spektakel. Ob in der Schule, am Arbeitsplatz oder in sozialen Situationen – die Jungs sind oft laut, impulsiv und ständig in Bewegung. Man könnte sagen, sie haben eine innere “Rennmaschine”, die nie aufhört zu laufen. Sie reden viel, fallen anderen ins Wort, machen Späße, die nicht immer angebracht sind, und sind die Meister des spontanen Handelns. Ein männliches ADHS-Exemplar ist oft unübersehbar.

Frauen hingegen haben den Ruf, sich besser anpassen zu können. Während die ADHS-Frauen unter uns innerlich auf Hochtouren laufen, gelingt es ihnen meist, äußerlich “ruhig” zu wirken. Statt Unruhe nach außen zu zeigen, erleben sie häufig eine Art “interne Hyperaktivität” – ihr Kopf arbeitet ständig, Gedanken fliegen hin und her, aber nach außen wirken sie oft unaufmerksam, zerstreut oder einfach ein bisschen verpeilt. ADS (ohne die Hyperaktivitätskomponente) ist bei Frauen daher häufiger, was auch dazu führt, dass sie oft als “Träumerinnen” abgestempelt werden.

2. Diagnoseprobleme: Wer darf sich melden?

Das Thema Diagnose ist bei ADHS ohnehin schon kompliziert, aber bei Frauen nochmal eine Nummer trickreicher. Viele Frauen mit ADHS/ADS werden oft erst in ihren 30ern oder 40ern diagnostiziert, nachdem sie jahrelang mit Selbstzweifeln und Gefühlen der Überforderung gekämpft haben. Warum? Weil ihr Verhalten nicht dem “klassischen” ADHS-Klischee entspricht. Wenn ein Junge nicht stillsitzen kann, fällt das auf. Wenn ein Mädchen in Gedanken versinkt, wird es oft als „in sich gekehrt“ oder „schüchtern“ wahrgenommen.

3. Die Rolle der Hormone: Von Östrogen und Testosteron

Hormone beeinflussen das ADHS-Geschehen erheblich, besonders bei Frauen. Während die Symptome bei Männern eher stabil bleiben, können sie bei Frauen durch hormonelle Veränderungen (Pubertät, Menstruation, Schwangerschaft, Wechseljahre) stark schwanken. Östrogen, das Glücks- und Wohlfühlhormon, beeinflusst die Verfügbarkeit von Dopamin, dem “Motivations- und Belohnungsbotenstoff”, und das kann bei Frauen mit ADHS entscheidend sein. Je weniger Östrogen, desto weniger Dopamin – und damit stärker ausgeprägte ADHS-Symptome. Männer haben es hier etwas einfacher: Ihr Testosteron-Level bleibt über die Jahre relativ stabil, und damit auch ihr ADHS-Verhalten.

4. Beruf und Alltag: Vom Organisieren und Überleben

Männer mit ADHS neigen dazu, sich in Berufen zu verlieren, die viel Abwechslung und Action bieten. Sie brauchen ständig neue Reize, Herausforderungen und Aufgaben. Routine ist ihr Feind, und sie können schnell gelangweilt sein, was dazu führt, dass sie oft den Job wechseln oder in Führungspositionen landen, wo sie ihre “hyperaktive Energie” in etwas Produktives lenken können.

Frauen mit ADHS kämpfen eher mit dem Spagat zwischen Job, Familie und den täglichen Pflichten. Während Männer sich oft in ihre Arbeit stürzen, erleben Frauen mit ADHS häufig, dass sie in den Bereichen des Alltags und der Selbstorganisation an ihre Grenzen stoßen. Der Berg aus Wäsche, unbeantwortete E-Mails, verlegte Schlüssel – all das kann bei ihnen zu einem Gefühl des „Nicht-Genügens“ führen. Da sie jedoch sozial oft besser angepasst sind, verbirgt sich ihr inneres Chaos oft hinter einem „perfekt organisierten“ Äußeren.

5. Beziehungen und Kommunikation: Zwischen Drama und Verständnis

In Beziehungen zeigt sich ADHS bei Männern oft durch impulsive, manchmal sogar aggressive Kommunikation. Sie reden viel, oft zu viel, und neigen dazu, ihre Gedanken direkt auszusprechen, ohne vorher nachzudenken. Das führt nicht selten zu Missverständnissen und Konflikten.

Frauen hingegen neigen dazu, ihre Impulse zu unterdrücken und sich zurückzunehmen, was dazu führt, dass sie ihre Bedürfnisse oft nicht klar kommunizieren. Sie sind eher geneigt, sich selbst die Schuld zu geben, wenn etwas schiefgeht, und suchen die Gründe für Konflikte bei sich selbst. Das kann dazu führen, dass sie sich in Beziehungen oft missverstanden oder unsichtbar fühlen.

6. Selbstwertgefühl und psychische Gesundheit: Die versteckten Folgen

Männer mit ADHS wirken nach außen oft selbstbewusst, haben aber innerlich mit starken Selbstzweifeln zu kämpfen. Sie wissen, dass sie anders sind, versuchen aber, das durch Prahlerei oder impulsives Verhalten zu kompensieren. Depressionen und Ängste sind keine Seltenheit, aber sie werden oft ignoriert oder nicht als solche erkannt.

Frauen leiden oft stärker unter ihrem „anders sein“. Sie sind kritischer mit sich selbst, und da ihre ADHS-Symptome oft weniger offensichtlich sind, führt das zu einem ständigen Gefühl des „Nicht-genügens“ oder der „Schwäche“. Burnout, Angststörungen und Depressionen sind bei Frauen mit ADHS daher leider häufig Begleiter.

7. Umgang und Strategien: Was hilft wem?

Männer profitieren oft von sportlicher Betätigung und Aktivitäten, die viel Abwechslung bieten. Sie sollten versuchen, Strukturen zu schaffen und Routine zuzulassen – auch wenn es schwerfällt. Die Nutzung von Tools wie Apps und Erinnerungen kann helfen, den Alltag zu organisieren.

Frauen mit ADHS sollten sich erlauben, Hilfe anzunehmen und weniger perfekt sein zu wollen. Strukturen, die ihnen helfen, den Überblick zu behalten, sind wichtig, aber genauso wichtig ist es, sich Pausen zu gönnen und auf sich selbst zu achten. Selbsthilfegruppen können hier einen enormen Mehrwert bieten – das Gefühl, nicht allein zu sein, wirkt oft Wunder.

Fazit: ADHS und ADS sind nicht nur “Männerkrankheiten”, sondern betreffen beide Geschlechter – jedoch auf unterschiedliche Weise. Während Männer oft mit der sichtbaren Hyperaktivität kämpfen, erleben Frauen ihre eigene, oft übersehene Form von ADHS. Das Verstehen dieser Unterschiede ist der Schlüssel, um beide Geschlechter bestmöglich zu unterstützen. Denn am Ende des Tages sind sowohl Männer als auch Frauen mit ADHS vor allem eines: Einzigartig chaotisch!


Anmerkung von Michael: Ich habe diesen Beitrag so verfasst, wie ich ihn für eine passende Darstellung der Unterschiede zwischen Männern und Frauen mit ADS/ADHS halte. Allerdings ist mir bewusst, dass Erfahrungen sehr individuell sind. Deshalb bin ich offen für Anmerkungen und Änderungswünsche von Leserinnen, falls bestimmte Aspekte anders erlebt werden oder nicht zutreffen.
Eure Perspektiven sind willkommen!

Impulsivität

Impulsivität bedeutet, spontan und ohne viel Nachdenken zu handeln, oft bevor die Konsequenzen einer Handlung bedacht werden. Bei Menschen mit ADHS äußert sich dies in verschiedenen Bereichen, etwa durch unüberlegte Entscheidungen, plötzliche Gefühlsausbrüche oder Schwierigkeiten, sich selbst zu bremsen. Sie neigen dazu, schneller zu sprechen, zu handeln oder zu reagieren, ohne vorher innezuhalten.

Das kann dazu führen, dass sie häufiger in Situationen geraten, die sie später bereuen – sei es, weil sie impulsiv Geld ausgegeben, etwas Unüberlegtes gesagt oder sich in riskante Situationen gebracht haben. Gleichzeitig kann Impulsivität aber auch positive Seiten haben, wie spontane Kreativität, Enthusiasmus und den Mut, neue Dinge auszuprobieren. Es ist wichtig zu lernen, Impulsivität zu erkennen und zu steuern, um sich besser auf die Herausforderungen des Alltags einstellen zu können.

Behandlungsansätze und -methoden bei AD(H)S

Vorweg: Bei ADHS und ADS gibt es nicht “den einen Königsweg”, der alle Probleme aus dem Weg räumt. Jeder Mensch ist anders, und was heute funktioniert, kann morgen schon wieder ganz anders aussehen. Deshalb ist es wichtig, die eigenen Strategien immer wieder zu hinterfragen, anzupassen und auch mal den Mut zu haben, sie komplett über Bord zu werfen. Flexibilität und das Ausprobieren neuer Ansätze können oft mehr bringen als das sture Festhalten an einer Methode, die vielleicht nicht mehr passt

  1. Medikamentöse Therapie
    • Stimulanzien (z. B. Methylphenidat, Amphetamine): Wirken kurzfristig und verbessern Aufmerksamkeit und Impulskontrolle.
    • Nicht-Stimulanzien (z. B. Atomoxetin, Guanfacin): Eine Alternative für Menschen, bei denen Stimulanzien nicht wirken oder unerwünschte Nebenwirkungen zeigen.
  2. Verhaltenstherapie
    • Fokus auf das Erlernen von Strategien zur Selbstorganisation, Impulskontrolle und Stressbewältigung.
    • Besonders wirksam, wenn sie alltagsnahe, konkrete Hilfen bietet, z. B. Zeitmanagement, Strukturierungstechniken oder soziale Kompetenztrainings.
  3. Psychoedukation
    • Aufklärung über ADHS, um ein besseres Verständnis der eigenen Stärken und Schwächen zu entwickeln.
    • Vermittlung von Wissen über die Funktionsweise des Gehirns und die Besonderheiten von ADHS.
  4. Coaching
    • Unterstützung bei der Umsetzung von Struktur- und Organisationsstrategien im Alltag.
    • Hilft bei der Erarbeitung individueller Lösungen für Herausforderungen im Beruf, Studium oder Privatleben.
  5. Ernährung und Bewegung
    • Regelmäßige Bewegung kann Hyperaktivität und Impulsivität reduzieren.
    • Eine ausgewogene Ernährung mit Omega-3-Fettsäuren und ausreichend Proteinen kann sich positiv auf die Konzentrationsfähigkeit auswirken.
  6. Selbsthilfegruppen
    • Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen, um sich verstanden zu fühlen und praktische Tipps zu bekommen.
    • Fördert ein harmonischeres Zusammenleben und bessere Kommunikationsstrategien.
  7. Familien- und Paartherapie
    • Unterstützung für Angehörige, um ein besseres Verständnis für ADHS zu entwickeln und Konflikte zu reduzieren.
    • Fördert ein harmonischeres Zusammenleben und bessere Kommunikationsstrategien.

Die Kombination aus mehreren Ansätzen führt oft zu den besten Ergebnissen, da ADHS vielfältig ist und unterschiedliche Lebensbereiche betrifft.

Ängste bei ADHS

Viele Menschen mit ADHS erleben Ängste als ständige Begleiter im Alltag. Diese können sich in Form von intensiver Nervosität, Sorgen oder dem Gefühl, von den eigenen Gedanken überwältigt zu werden, zeigen. Oft stehen sie in direktem Zusammenhang mit den Herausforderungen, die ADHS mit sich bringt, wie z. B. das ständige Vergessen von Terminen, Schwierigkeiten bei der Organisation oder die Angst, Erwartungen nicht erfüllen zu können.

Typisch sind dabei soziale Ängste, also die Furcht vor Ablehnung oder negativer Bewertung durch andere. Viele Betroffene fühlen sich unsicher, weil sie sich “anders” oder nicht “gut genug” fühlen. Auch die sogenannte “Versagensangst” spielt eine große Rolle, da Menschen mit ADHS häufig negative Erfahrungen in Schule, Beruf oder im sozialen Umfeld gemacht haben.

Diese Ängste können sich im Laufe der Zeit verfestigen und dazu führen, dass man Situationen vermeidet, die eigentlich bewältigbar wären. Es entsteht ein Teufelskreis, in dem die Angst vor Fehlern und Misserfolgen das Selbstvertrauen weiter schwächt. Dennoch ist es wichtig zu wissen, dass Ängste bei ADHS keine Seltenheit sind und mit der richtigen Unterstützung und Strategien gut bewältigt werden können.

Depressionen

Klassische Depressionen

Depressionen sind psychische Erkrankungen, die sich durch anhaltende Gefühle von Traurigkeit, Leere, Hoffnungslosigkeit und Antriebslosigkeit äußern. Betroffene verlieren oft das Interesse an Aktivitäten, die ihnen früher Freude bereitet haben, und fühlen sich erschöpft oder kraftlos. Neben den emotionalen Symptomen können auch körperliche Beschwerden wie Schlafstörungen, Appetitlosigkeit oder Schmerzen auftreten. Depressionen sind mehr als nur eine “Phase” oder schlechte Laune – sie beeinflussen das Denken, Fühlen und Handeln und können das tägliche Leben stark beeinträchtigen. Wichtig ist, dass Depressionen gut behandelbar sind, wenn rechtzeitig Unterstützung und professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden.

Depressionen bei Menschen mit AD(H)S

Bei Menschen mit ADHS sehen Depressionen oft etwas anders aus als bei “klassischen” Depressionen. Sie sind häufig geprägt von Gefühlen der Überforderung, Frustration und starker innerer Unruhe. Anstatt nur traurig oder antriebslos zu sein, erleben Betroffene mit ADHS ihre depressive Stimmung oft als extrem wechselhaft – es kann von einem Moment zum nächsten zwischen Gereiztheit, Wut, Verzweiflung und tiefer Traurigkeit schwanken.

Typisch ist auch, dass sich der innere Druck und die ständige Anstrengung, den Alltag zu bewältigen, in der Depression verstärken. Diese Menschen fühlen sich nicht nur leer, sondern auch unfähig, sich zu entspannen, was zu einem Gefühl von ständiger Überlastung führt. Hinzu kommt häufig ein ausgeprägtes Gefühl des Versagens oder der Selbstkritik, da sie ihre ADHS-bedingten Schwierigkeiten als persönliches Scheitern wahrnehmen.

Anders als bei “klassischen” Depressionen kann auch das Bedürfnis nach ständiger Ablenkung auftreten, etwa durch Medienkonsum, Tagträumen oder impulsive Aktivitäten, um den emotionalen Schmerz zu unterdrücken. Oft zeigt sich die Depression bei ADHS eher in Form von Reizbarkeit, plötzlichen Stimmungsschwankungen und dem Gefühl, im eigenen Leben festzustecken.

ADHS mit und ohne H

ADHS(Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung)

ADHS ist eine neurobiologische Entwicklungsstörung, die sich durch Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität auszeichnet. Die Symptome können sich unterschiedlich stark zeigen und variieren je nach Person und Situation. Betroffene haben oft Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, sind leicht ablenkbar, handeln impulsiv oder sind übermäßig aktiv. ADHS betrifft Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen und kann sich auf verschiedene Lebensbereiche wie Schule, Beruf und soziale Beziehungen auswirken. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Unterstützung können helfen, den Alltag besser zu bewältigen.

ADS(Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom)

Hierbei handelt es sich um eine Variante von ADHS, bei der vor allem die Unaufmerksamkeit im Vordergrund steht, während Hyperaktivität und Impulsivität weniger stark ausgeprägt sind oder fehlen. Betroffene wirken oft ruhig, träumerisch oder zurückgezogen. Die Konzentrationsschwäche und Zerstreutheit können im Alltag, in der Schule oder im Beruf zu Problemen führen, werden jedoch manchmal erst spät erkannt, da die Symptome weniger offensichtlich sind.

Komorbiditäten

Komorbiditäten sind zusätzliche Erkrankungen oder Störungen, die neben einer Hauptdiagnose gleichzeitig auftreten. Bei ADHS sind das häufig Begleiterkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Schlafprobleme oder auch Suchterkrankungen. Diese können die Symptome der ADHS verstärken und den Alltag zusätzlich erschweren. Das Wissen um Komorbiditäten ist wichtig, um eine umfassende und individuelle Behandlung zu ermöglichen, da oft nicht nur die ADHS, sondern auch die Begleiterkrankungen berücksichtigt werden müssen.

AD(H)S Vernetzungstreffen

Einleitungstext von der Internetseite des VHS OS:

Der ADHS-Tag der Vernetzung richtet sich an alle, die sich über das Thema “ADHS und Vernetzung” informieren möchten bzw. bereits in einer (Selbsthilfe)-Gruppe zum Thema ADHS/ADS engagiert sind und andere Gleichgesinnte kennenlernen möchten.
Zunächst wird es in einen Fachvortrag um das Thema ADHS gehen. Anschließend werden sich einzelne ADHS-Gruppen aus Osnabrück, Münster und Umgebung vorstellen. Danach wird die Selbsthilfekontaktstelle des Landkreises Osnabrück über Möglichkeiten der Förderung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen informieren.
Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung ist erwünscht, um die Planung der Veranstaltung zu erleichtern.

Hier geht’s direkt zum Termin, um diesen in den eigenen Kalender zu übernehmen.

  • Thema: AD(H)S Vernetzungstreffen
  • Wann: 26. Oktober 2024 10:00 bis 15:00 Uhr
  • Organisator: ADHS Selbsthilfegruppe Osnabrück
  • Wer ist gemeint: ADHS Selbsthilfegruppen und deren Teilnehmende im Raum Osnabrück und Umgebung
  • Was: Vorträge von Dozenten und Vorstellungen der Gruppen
  • Größe: bis zu 100 Teilnehmende
  • Wo: Volkshochschule Osnabrück, Bergstraße 8, 49076 Osnabrück
  • Anmeldung: Meldet euch bei Jörg per Mail zur Veranstaltung an
  • Hier könnt ihr euch auch direkt anmelden: Selbsthilfekontaktstelle
    Osnabrück
    und dann scrollen zu “# 11 Vernetzungstreffen AD(H)S
  • Und auch bei der VHS Osnabrück ist eine Online-Anmeldung möglich: ADHS im Erwachsenenalter – gemeinsam geht mehr

Chronische Schmerzen und ADHS: Eine oft übersehene Verbindung

Chronische Schmerzen und ADHS – auf den ersten Blick scheinen diese beiden Phänomene wenig gemeinsam zu haben. Doch eine kürzlich veröffentlichte Studie im Scandinavian Journal of Pain hat spannende Verbindungen zwischen diesen beiden Bereichen aufgezeigt. Die Forscher stellten fest, dass Menschen mit ADHS häufiger unter chronischen Schmerzen (ChP) leiden und dass muskuläre Dysregulation eine Schlüsselrolle spielt. Wenn du also sowohl mit ADHS als auch mit anhaltenden Schmerzen zu kämpfen hast, könnte es sich lohnen, diese Verbindung näher zu betrachten.

Was hat die Studie herausgefunden?

Die Studie untersuchte 121 Erwachsene mit psychiatrischen Störungen, die in eine ambulante psychiatrische Klinik überwiesen wurden. Dabei fanden die Forscher heraus, dass ADHS bei Patienten mit chronischen Schmerzen weitaus häufiger vorkommt als bei jenen ohne Schmerzen. Rund 80 % der Patienten mit chronischen Schmerzen erfüllten die diagnostischen Kriterien für ADHS, während dies nur bei 40 % der Patienten ohne chronische Schmerzen der Fall war.

Doch die Untersuchung ging noch weiter. Sie zeigte, dass chronische Schmerzen bei ADHS-Patienten nicht nur häufiger auftreten, sondern auch anders sind. Insbesondere hatten Menschen mit ADHS eine höhere Muskelspannung (muskuläre Dysregulation), was zu axialen Schmerzen führt – also Schmerzen entlang der Wirbelsäule, im Nacken, Rücken und Hüftbereich. Diese Schmerzen begannen häufig schon im frühen Erwachsenenalter oder sogar in der Jugend und waren oft weit verbreitet.

Warum treten chronische Schmerzen bei ADHS häufiger auf?

Die genauen Mechanismen, warum Menschen mit ADHS häufiger unter chronischen Schmerzen leiden, sind noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch mehrere mögliche Erklärungsansätze, die in der Studie aufgeführt werden:

  1. Muskuläre Dysregulation: Die Studie fand heraus, dass Menschen mit ADHS häufig eine erhöhte Muskelspannung aufweisen, die als Hauptursache für ihre Schmerzen gelten könnte. Diese Muskelverspannungen treten oft in den stabilisierenden Muskeln des Körpers auf, wie den Muskeln entlang der Wirbelsäule (axial), im Nacken, Rücken, Brustbereich und in den Hüften. Durch die anhaltende Spannung in diesen Bereichen können chronische Schmerzen entstehen.
  2. Früher Beginn und weit verbreitete Schmerzen: Ein weiteres Merkmal der Schmerzen bei ADHS-Patienten war deren frühes Auftreten. Viele berichteten, dass ihre Schmerzen schon in der Kindheit oder Jugend begannen. Darüber hinaus waren die Schmerzen oft nicht lokal begrenzt, sondern weit verbreitet im Körper. Das bedeutet, dass Betroffene nicht nur an einem spezifischen Punkt Schmerzen haben, sondern dass der Schmerz sich auf verschiedene Körperregionen ausbreitet.
  3. Dopamindysregulation: ADHS wird oft mit einer Dysregulation des Dopaminsystems in Verbindung gebracht. Dopamin spielt nicht nur eine Rolle bei der Aufmerksamkeitsregulation und Impulskontrolle, sondern auch bei der Regulierung der Muskelaktivität und der Schmerzwahrnehmung. Eine gestörte Dopaminfunktion könnte also sowohl zu den ADHS-Symptomen als auch zu den chronischen Schmerzen beitragen.
  4. Chronische Muskelverspannungen und Schmerzempfindlichkeit: Eine weitere Theorie besagt, dass die chronischen Muskelverspannungen, die viele Menschen mit ADHS erleben, zu einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit führen können. Diese langfristige Muskelanspannung könnte das Schmerzempfinden verstärken und so zu chronischen Beschwerden führen. Einige Studien legen nahe, dass Stimulanzien, die zur Behandlung von ADHS eingesetzt werden, diese Muskelverspannungen lindern und damit auch die Schmerzen reduzieren können.
  5. Mögliche Zusammenhänge von ADHS / Autismus mit Ehlers-Danlos-Syndrom und Bindegewebsstörungen


Welche Auswirkungen haben diese Ergebnisse für Betroffene?

Für Menschen mit ADHS und chronischen Schmerzen sind die Erkenntnisse dieser Studie von großer Bedeutung. Sie zeigen, dass chronische Schmerzen bei ADHS nicht einfach nur zufällig auftreten, sondern Teil eines größeren Musters sein könnten. Besonders die Tatsache, dass muskuläre Dysregulation und eine erhöhte Muskelspannung eine zentrale Rolle spielen, bietet neue Ansätze für die Behandlung.

Hier sind einige konkrete Ansätze, die du in Erwägung ziehen könntest:

  1. Physiotherapie und muskuläre Entspannung: Da die Studie zeigt, dass Muskelverspannungen eine Schlüsselrolle bei den Schmerzen spielen, könnten physiotherapeutische Maßnahmen und gezielte Entspannungsübungen eine effektive Behandlungsoption sein. Diese könnten helfen, die Muskelspannung zu reduzieren und so die Schmerzen zu lindern.
  2. Medikamentöse Behandlung: Interessanterweise deuten einige Studien darauf hin, dass Stimulanzien, die bei ADHS eingesetzt werden, nicht nur die ADHS-Symptome verbessern, sondern auch die Schmerzempfindlichkeit und Muskelspannung verringern können. Wenn du bereits Medikamente gegen ADHS nimmst, könnte dies also auch positive Effekte auf deine Schmerzen haben. Ich s elber habe auf jeden Fall schon zahreiche positive Erfahrungen mit Psychostimulanzien bei PatientInnen mit chronischen Schmerzsyndromen machen können.
  3. Frühe Diagnose und Prävention: Da die Schmerzen bei vielen Patienten schon in der Kindheit oder Jugend begannen, ist es wichtig, frühzeitig zu handeln. Eine frühzeitige Diagnose von ADHS und die Behandlung der muskulären Dysregulation könnte dazu beitragen, das Fortschreiten der Schmerzen zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen.

Was macht die Schmerzen bei ADHS so besonders?

Die Studie zeigt deutlich, dass die Art der Schmerzen bei ADHS-Patienten qualitativ anders ist als bei Menschen ohne ADHS. Die Schmerzen treten häufiger entlang der Wirbelsäule (axial) auf und sind oft weit verbreitet. Dies könnte darauf hinweisen, dass ADHS nicht nur eine neuropsychologische Störung ist, sondern auch tiefgreifende Auswirkungen auf den Körper hat.

Ein weiteres interessantes Ergebnis der Studie war, dass andere psychiatrische Störungen wie Angststörungen oder Persönlichkeitsstörungen keine signifikante Rolle bei der Entstehung axialer Schmerzen spielten. Das bedeutet, dass die Schmerzen in erster Linie auf die ADHS-Symptomatik zurückzuführen sind und nicht auf andere psychische Faktoren.

Fazit: Chronische Schmerzen als Teil von ADHS

Die Ergebnisse dieser Studie werfen ein neues Licht auf die Verbindung zwischen ADHS und chronischen Schmerzen. Sie zeigen, dass ADHS-Patienten nicht nur häufiger unter Schmerzen leiden, sondern dass diese Schmerzen oft auf muskuläre Dysregulation zurückzuführen sind. Dies bietet neue Ansätze für die Behandlung von Schmerzen bei ADHS-Patienten, sei es durch physiotherapeutische Maßnahmen, medikamentöse Behandlungen oder gezielte Entspannungstechniken.

Wenn du sowohl mit ADHS als auch mit chronischen Schmerzen kämpfst, lohnt es sich, diese Zusammenhänge mit deinem Arzt oder Therapeuten zu besprechen. Es könnte sein, dass du von einer gezielteren Behandlung deiner Muskelspannung und einer frühzeitigen Therapie profitieren könntest.

Quelle: